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Glossaries

Term Definition
Achlorhydrie
Achlorhydrie bezeichnet das vollständige Fehlen von Magensäure (HCl) im Magensaft. Sie ist ein Zeichen für eine gestörte Funktion der Belegzellen (Parietalzellen) des Magens und kann mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert sein.
Pathophysiologie
  • Fehlende Sekretion von Salzsäure durch Parietalzellen
  • Folge: gestörte Proteinverdauung, veränderte Eisen- und Vitamin-B12-Resorption
  • Begleitet häufig von Hypergastrinämie durch kompensatorische G-Zell-Stimulation
Ursachen
  • Chronische atrophische Gastritis (v. a. Typ A – autoimmun)
  • Langfristige PPI-Therapie (reversibel)
  • Magenkarzinom (z. B. bei diffuser Typ nach Laurén)
  • Helicobacter pylori-assoziierte Gastritis
Klinische Relevanz
Adenokarzinom
Ein Adenokarzinom ist ein maligner (bösartiger) Tumor, der aus Drüsenepithelzellen entsteht, die normalerweise sekretorische Funktionen erfüllen. Adenokarzinome können in verschiedenen Organen auftreten, darunter der Magen-Darm-Trakt (z. B. Kolon und Magen), die Lunge, die Brustdrüse und die Prostata. Histologisch zeigt das Adenokarzinom drüsige oder drüsenartige Strukturen, da die Tumorzellen oft versuchen, die Architektur des Ursprungsgewebes nachzuahmen.
Synonyms - Adenokarzinome
Adenom

Ein Adenom ist ein gutartiger Tumor, der aus Drüsenepithelzellen entsteht und die Fähigkeit hat, sekretorische Produkte zu bilden. Adenome können in verschiedenen Organen auftreten, darunter die Schilddrüse, die Nebenniere, die Leber und der Magen-Darm-Trakt. Histologisch sind Adenome durch eine gut differenzierte Zellstruktur gekennzeichnet, die typischerweise drüsige oder papilläre Formen aufweist. Obwohl Adenome in der Regel nicht invasiv sind und keine Metastasen bilden, können sie je nach Lage und Größe Symptome verursachen und das Risiko einer späteren Entartung in ein malignes Tumor erhöhen.

Synonyms - Adenome, Adenomen, adenomatös, adenomatöse
Alkohol

Alkoholkonsum ist ein wesentlicher exogener Risikofaktor für zelluläre Schäden und spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese verschiedener Erkrankungen. Ethanol und sein Hauptmetabolit Acetaldehyd wirken toxisch, mutagen und proinflammatorisch.

Pathologische Effekte
  • DNA-Schäden: Acetaldehyd induziert Mutationen durch DNA-Addukte und beeinträchtigt DNA-Reparaturmechanismen
  • Oxidativer Stress: Erhöhte ROS-Produktion → Zellschädigung und Lipidperoxidation
  • Entzündung: Aktivierung des NF-κB-Signalwegs und Zytokinfreisetzung (IL-6, TNF-α)
  • Epigenetische Veränderungen: DNA-Methylierung und Histonmodifikationen beeinflussen die Genexpression
Assoziierte Erkrankungen
  • Karzinome: Ösophaguskarzinom, Hepatozelluläres Karzinom (HCC), Kopf-Hals-Karzinome
  • Lebererkrankungen: Alkoholische Fettleber, alkoholische Hepatitis, Leberzirrhose
  • Gastrointestinale Pathologien: Gastritis, Pankreatitis, intestinale Malabsorption
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen: Hypertonie, Kardiomyopathie, erhöhtes Schlaganfallrisiko
  • ZNS-Schäden: Wernicke-Enzephalopathie, Korsakow-Syndrom, alkoholinduzierte Neurodegeneration
Pathologische Veränderungen
  • Steatose: Alkoholische Fettleber durch gestörten Fettstoffwechsel
  • Fibrosierung: Progrediente Leberfibrose bis zur Zirrhose
  • Mukosaschäden: Epithelatrophie und Dysplasie im oberen Gastrointestinaltrakt
Klinische Relevanz
  • Alkohol ist ein multifaktorieller Risikofaktor für Tumoren und Organerkrankungen
  • Leberzirrhose als Endstadium mit hoher Morbidität und Mortalität
  • Alkoholkarenz ist essenziell zur Vermeidung irreversibler Organschäden
Synonyms - Alkoholabusus,Alkoholkonsum,Ethanol
Allergen
,A Ein Allergen ist ein eigentlich harmloses Antigen, das bei genetisch veranlagten Personen eine spezifische Immunreaktion auslöst. Es kann zur Sensibilisierung und bei erneutem Kontakt zu einer Allergie führen.
Typische Allergenquellen
  • Inhalative: Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze
  • Nahrungsmittel: Nüsse, Milch, Fisch, Eier, Weizen
  • Kontaktallergene: Nickel, Duftstoffe, Latex
  • Injektions-/Arzneiallergene: Penicillin, Insektengifte
Spezielle Begriffe
  • Isoallergen: Strukturell sehr ähnliches Protein eines anderen Ursprungs, das ebenfalls allergen wirkt (z. B. Birken- und Apfelallergen → Kreuzreaktion)
  • Hapten: Kleine Moleküle, die selbst nicht immunogen sind, aber nach Bindung an körpereigene Proteine allergene Eigenschaften entwickeln (z. B. Nickel, Arzneistoffe)
  • Pseudoallergen: Substanz, die ohne vorherige Sensibilisierung direkt Mastzellen aktiviert und eine allergieähnliche Reaktion auslöst (z. B. Farb- und Konservierungsstoffe, ASS)
Klinische Relevanz
  • Allergene binden an IgE auf Mastzellen → Freisetzung von Histamin und anderen Mediatoren
  • Kenntnis von Allergenarten ist entscheidend für Diagnostik, Therapie und Allergenvermeidung
Synonyms - Hapten,Isoallergen,Pseudoallergen,Allergenen,Nahrunsmittelallergene
Allergie
Allergie ist eine überschießende, spezifische Immunreaktion des Körpers gegen eigentlich harmlose Antigene (Allergene). Sie beruht auf einer Fehlsteuerung des Immunsystems und kann unterschiedliche Organsysteme betreffen.
Pathophysiologie
  • Auslösung durch überempfindliche Immunantwort auf Umweltantigene (z. B. Pollen, Nahrungsmittel, Medikamente)
  • Typische Immunreaktion bei Typ-I-Allergie: IgE-vermittelte Mastzellaktivierung → Histaminfreisetzung → Sofortreaktion (z. B. Urtikaria, Rhinitis)
  • Andere Allergietypen: Typ II–IV nach Gell und Coombs (z. B. zellvermittelt oder komplementabhängig)
Klinische Relevanz
  • Manifestationen: Haut (Ekzem, Urtikaria), Atemwege (Asthma, Rhinitis), Darm (Nahrungsmittelallergie)
  • Diagnostik: Anamnese, Hauttest, spezifisches IgE, Provokationstests
  • Therapie: Allergenvermeidung, Antihistaminika, Kortikosteroide, spezifische Immuntherapie
Synonyms - atopischen Erkrankungen,allergische,allergisches,allergieassoziiert
Allgemeinbevölkerung
Die Allgemeinbevölkerung bezeichnet die gesamte Bevölkerung ohne Auswahl nach bestimmten Krankheitsmerkmalen, Risikofaktoren oder klinischen Diagnosen. Sie dient häufig als Referenzgruppe in epidemiologischen Studien zur Abschätzung von Inzidenzen, Prävalenzen und Risiken im Vergleich zu definierten Patientengruppen.
Verwendung in der Medizin und Forschung
  • Vergleichsmaßstab: z. B. für das Lebenszeitrisiko einer Erkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
  • Grundlage für Screening-Programme: etwa bei Tumorvorsorge oder genetischer Risikobewertung
  • Studienpopulation: z. B. Kohortenstudien, Registerdaten, bevölkerungsbasierte Gesundheitsuntersuchungen
Abgrenzung
  • Keine Einschränkung auf Risikopatienten, Familienangehörige, Krankenhauspatienten oder spezielle Subgruppen
  • Bezieht sich häufig auf eine definierte Region, Altersgruppe oder statistisch repräsentative Auswahl
Alter
Alter ist ein multifaktorieller biologischer Prozess, der mit strukturellen, funktionellen und molekularen Veränderungen in Geweben und Organen einhergeht. Es ist der wichtigste Risikofaktor für zahlreiche degenerative und maligne Erkrankungen.
Pathologische Mechanismen
  • DNA-Schäden: Akkumulation genomischer Mutationen durch oxidative und replikative Belastung
  • Zelluläre Seneszenz: Irreversible Zellzyklusarrest durch Telomerverkürzung und p53/p16-Aktivierung
  • Epigenetische Veränderungen: DNA-Methylierung, Histonmodifikationen und veränderte Genexpression
  • Stammzell-Erschöpfung: Reduktion regenerativer Kapazität in hämatopoetischen, epithelialen und mesenchymalen Geweben
  • Gestörter Proteinstoffwechsel: Fehlfaltung, Aggregation und gestörte Autophagieprozesse
Assoziierte Erkrankungen
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Alzheimer-Demenz, Parkinson-Krankheit
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen: Atherosklerose, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz
  • Maligne Tumoren: Altersassoziierte Karzinome (Kolonkarzinom, Mammakarzinom, Prostatakarzinom)
  • Osteoporose: Alterungsbedingte Reduktion der Knochendichte durch Dysbalance zwischen Osteoblasten- und Osteoklastenaktivität
  • Immunseneszenz: Funktionelle Defizite des Immunsystems mit erhöhter Infektanfälligkeit
Pathologische Veränderungen
  • Telomerverkürzung: Zelluläre Alterung durch progressive DNA-Endverkürzung
  • Verlust elastischer Fasern: Hautalterung, Gefäßversteifung
  • Chronische Inflammation („Inflammaging“): Systemische Freisetzung proinflammatorischer Zytokine
Klinische Relevanz
  • Alter ist der bedeutendste Risikofaktor für degenerative, maligne und metabolische Erkrankungen
  • Zelluläre Alterungsprozesse beeinflussen therapeutische Strategien und die Wundheilung
  • Verständnis altersbedingter Pathomechanismen ist essenziell für Präventionsmaßnahmen
Amoxicillin

Amoxicillin ist ein β-Lactam-Antibiotikum aus der Gruppe der Aminopenicilline. Es wirkt bakterizid durch Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese und besitzt ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und einige gramnegative Bakterien.

Wirkmechanismus
  • Bindet an Penicillin-bindende Proteine (PBPs) und hemmt die Quervernetzung der Peptidoglykanstruktur
  • Führt zu einer Instabilität der bakteriellen Zellwand und letztlich zur Zelllyse
  • Wirkt bevorzugt auf grampositive Kokken und einige gramnegative Stäbchen (z. B. Haemophilus influenzae, Escherichia coli)
Indikationen
  • Atemwegsinfektionen (z. B. Streptokokken-Tonsillitis, Pneumonie)
  • Harnwegsinfektionen
  • HNO-Infektionen (z. B. Otitis media, Sinusitis)
  • Helicobacter-pylori-Eradikation in Kombinationstherapie
Resistenzen und Kombinationstherapie
  • Inaktivierung durch β-Lactamasen, daher oft in Kombination mit Clavulansäure (z. B. Amoxicillin/Clavulansäure)
  • Resistenzentwicklung bei gramnegativen Bakterien zunehmend
Besondere Hinweise
  • Gut verträglich, häufigste Nebenwirkungen: Gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen
  • KI: Bekannte Penicillinallergie
Anamnese
Anamnese bezeichnet die systematische Erhebung der Krankengeschichte eines Patienten durch gezielte Befragung. Sie ist essenziell für die Diagnosestellung und Therapieplanung.
Arten der Anamnese
  • Eigenanamnese: Angaben des Patienten zu aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebensstil.
  • Fremdanamnese: Informationen von Angehörigen oder Betreuern (z. B. bei Bewusstlosigkeit oder Demenz).
  • Familienanamnese: Erhebung genetischer oder familiärer Erkrankungen (z. B. Tumorprädisposition).
  • Sozialanamnese: Lebensumstände, Beruf, psychosoziale Belastungen.
  • Medikamentenanamnese: Aktuelle und frühere Medikation, Nebenwirkungen, Allergien.
  • Reiseanamnese: Aufenthalt in Endemiegebieten bei Verdacht auf tropische Infektionen.
Klinische Relevanz
  • Grundlage für die Diagnostik, oft richtungsweisend bei unklaren Beschwerden.
  • Ermöglicht Differenzierung zwischen organischen und funktionellen Störungen.
  • Erste Einschätzung von Risikofaktoren (z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen, Tumorprädisposition).
Synonyms - anamnestisch,anamnestische,anamnestische
Androgen

Androgene sind männliche Sexualhormone, die hauptsächlich in den Hoden und in geringerem Maße in den Nebennieren produziert werden. Sie steuern die Entwicklung und Aufrechterhaltung männlicher Geschlechtsmerkmale sowie die Regulation von Muskel- und Knochenmasse, Haarwachstum und Talgproduktion. Das wichtigste Androgen ist Testosteron, gefolgt von Dihydrotestosteron (DHT) und Dehydroepiandrosteron (DHEA).
Androgene binden an den Androgenrezeptor (AR), einen nuklearen Hormonrezeptor, der in vielen Geweben, einschließlich Prostata, Haut, Muskeln und Knochen, vorkommt. Nach Bindung im Zytoplasma wird der Androgenrezeptor aktiviert, transloziert in den Zellkern und reguliert dort die Expression androgenabhängiger Gene, die für Wachstum, Differenzierung und Stoffwechsel zuständig sind.

Synonyms - Androgene,Testosteron,Dihydrotestosteron
Antibiotikum
Antibiotika sind natürlich vorkommende, halbsynthetische oder synthetische Substanzen, die das Wachstum von Bakterien hemmen (bakteriostatisch) oder diese abtöten (bakterizid). Sie werden in der Medizin zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt.
Wirkmechanismen
  • Zellwandsynthese-Hemmung: z. B. Penicilline, Cephalosporine
  • Proteinsynthese-Hemmung: z. B. Makrolide, Tetrazykline, Aminoglykoside
  • DNA-/RNA-Synthese-Hemmung: z. B. Chinolone, Rifampicin
  • Folsäuresynthese-Hemmung: z. B. Sulfonamide, Trimethoprim
Klinische Relevanz
  • Gezielter Einsatz erfordert Erregernachweis und Empfindlichkeitstestung (Antibiogramm)
  • Antibiotikaresistenzen stellen ein zunehmendes globales Gesundheitsproblem dar
  • Unnötiger oder unsachgemäßer Einsatz kann das Mikrobiom stören und Resistenzen fördern
Synonyms - Antibiotika
Antikörper
Antikörper (Immunglobuline, Ig) sind Y-förmige Glykoproteine, die von B-Zellen und Plasmazellen gebildet werden. Sie binden spezifisch an Antigene (z. B. Fremdproteine, Mikroorganismen) und markieren diese für die Immunabwehr.
Struktur
  • Zwei schwere und zwei leichte Ketten, verbunden durch Disulfidbrücken
  • Fab-Region: Bindet das Antigen
  • Fc-Region: Vermittelt Effektorreaktionen (z. B. Komplementaktivierung, Phagozytose)
Klassen
  • IgG: Häufigste Klasse im Serum, langanhaltende Immunantwort
  • IgA: Schleimhaut-Immunglobulin (z. B. im Darm, Atemwege)
  • IgM: Frühe Immunantwort, pentamere Struktur
  • IgE: Allergische Reaktionen, Parasitenabwehr
  • IgD: Funktion unklar, auf B-Zell-Oberfläche
Klinische Relevanz
Synonyms - Antikörpern
Antrum
Das Antrum pyloricum ist der distale Abschnitt des Magens vor dem Übergang in den Dünndarm (Duodenum). Es gehört zur Pars pylorica und endet am Musculus sphincter pylori (Pylorus).
Funktion
  • Durchmischung und Weiterleitung des Speisebreis (Chymus) in Richtung Duodenum
  • Produktion von Schleim und Gastrin durch G-Zellen der Antrumschleimhaut
  • Regulation der Magensäuresekretion über hormonelle Rückkopplung
Klinische Relevanz
  • Häufiger Sitz von chronischer Gastritis, insbesondere:
  • Prädilektionsort für peptische Ulzera und Magenkarzinome
  • Veränderungen im Antrum können die Säureregulation und gastrointestinale Motilität beeinflussen
Synonyms - antral
Aphte
Aphten/aphtöse Entzündung
Aphten sind schmerzhafte, oberflächliche Erosionen oder Ulzerationen der Schleimhaut, die meist in der Mundhöhle, seltener im Gastrointestinaltrakt auftreten. Sie sind meist selbstlimitierend, können aber bei bestimmten Erkrankungen chronisch oder rezidivierend sein.
Vorkommen
  • Mundhöhle: Häufigste Form sind rezidivierende minor Aphten (wenige mm groß, weiße Fibrinmembran, entzündlicher Randsaum).
  • Darm: Aphthöse Läsionen treten bei Morbus Crohn auf, oft als frühes Zeichen der Erkrankung. Sie sind meist über einem Lymphfollikel lokalisiert und können in tiefere Ulzerationen übergehen.
  • Genitalbereich: Im Rahmen des Behçet-Syndroms.
Histologie
Pathophysiologie
Klinische Relevanz
  • Normale Aphten: Selbstlimitierend, symptomatische Therapie mit Antiseptika oder Kortikosteroiden.
  • Chronisch-rezidivierende Aphten: Verdacht auf systemische Erkrankungen (z. B. Behçet-Syndrom, Morbus Crohn).
  • Aphten im Darm: Diagnostische Bedeutung bei Frühformen von Morbus Crohn (DD: Infektiöse Kolitis), oft über Lymphfollikeln lokalisiert.
Synonyms - aphtös, aphtöse Entzündung